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Corporate Citizen – Unternehmen versus Gesellschaft

Kann ein Unternehmen ein Bürger sein, wie dies der Begriff Corporate Citizen nahe legt? Wir sind der Meinung, ein Unternehmen muss sich nicht nur als ein Teil der Gesellschaft begreifen, sondern auch danach denken und handeln, um die gesellschaftliche Entwicklung aktiv mitzugestalten, zuzuhören und zu lernen.

 

„Die engagierte Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung führt zu einem Ansehen, das dem Unternehmen einen ungeahnten Wettbewerbsvorteil einträgt“ (Matthias Kleinert, Leiter Politik und Außenbeziehungen, Daimler-Chrysler AG / Absatzwirtschaft 10-2003)

 

Unternehmen werden heute, viel stärker als noch vor einigen Jahren, als ein Teil der Gesellschaft wahrgenommen. Jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe, Art und Bekanntheit, nimmt direkt oder indirekt Einfluss auf sein Umfeld, die Menschen, die Gesellschaft. Auf der anderen Seite nimmt die Gesellschaft, die Verbraucher, Einfluss auf das Unternehmen. Zunehmend ist auch zu beobachten, dass sich Verbraucher, Kunden wie auch Mitarbeiter immer stärker mit den Unternehmen, welche hinter den Produkten stehen, auseinander setzen. Sie interessieren sich nicht mehr ausschließlich für die Produkte, sondern verstärkt für die sozialen, ökonomischen und ökologischen Ziele des Unternehmens. Dies lässt sich nicht nur anhand der stetig steigenden Zahl kritischer Interessensgruppen und öffentlicher Diskussionen feststellen, sondern lassen sich auch anhand der zahllosen Einzelmeinungen, wie Leserbriefe etc., welche durch die moderne Medienstruktur erst ermöglicht wurden, belegen. Diese Interessensbekundungen sollten, so weit möglich, zu einem kontinuierlichen Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen Unternehmen und Gesellschaft führen. Denn gerade dieser Gedankenaustausch ist für ein Unternehmen ein wesentlicher Faktor, um seine eigenen Werte und Ziele selbstkritisch mit dem Standpunkt der Gesellschaft, seiner potenziellen Kunden, abzugleichen. Nur so können tragfähige Konsenslösungen für den zukünftigen Unternehmenserfolg geschaffen werden, welche den Wünschen und Ansprüchen der Gesellschaft, der potenziellen Kunden, gerecht werden.

 

Es ist daher nicht das Unternehmen gegenüber der Gesellschaft zu sehen, sondern eher das Unternehmen in der Gesellschaft; als ein Teil von ihr.
Diese Gedanken weiter verfolgend, kommt man zu der Einsicht, dass nicht die Frage nach dem, was die Gesellschaft für den Erfolg der Unternehmen tun kann, sondern vielmehr nach dem, was das einzelne Unternehmen für den Erfolg der Gesellschaft tun kann, gestellt werden muss. Erfolg kann weder in einem Unternehmen noch in einer Gesellschaft aus der Führungsetage bzw. der Regierung diktiert werden. Erfolg kann nur durch die Arbeit, das Wissen und den Fleiß der Menschen generiert werden, die die Produkte oder Dienstleistungen produzieren, erbringen oder kaufen (unter der Voraussetzung, dass die Unternehmensleitung bzw. die Regierung die passenden hinreichenden und notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat). Die Unternehmensleitung jedes einzelnen Unternehmens ist also aufgefordert, gerade im Hinblick auf die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage, über zukunftsweisende, neue Strategien und Unternehmensreformen nachzudenken, welche den unternehmerischen Erfolg auch in der sich verändernden, zukünftigen Gesellschaft sicherstellt. Vorbei ist die Zeit der Risikovermeidung, des Abwartens und des Verheimlichens von drohenden Problemen. Doch die Angst vor dem Verlust des Vertrauens der Mitarbeiter, vor dem Verlust der Macht, lähmt die Führungsetagen in vielen Unternehmen. Keiner hat den Mut, den Menschen, den Arbeitnehmern die Wahrheit zu sagen. Doch gerade diese Menschen wären in der Lage, versorgte man sie mit den notwendigen Informationen, praxisorientierte Perspektivenvorschläge zu entwickeln.

 

Über den möglichen Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit sollten sich jene Unternehmer und Führungskräfte also nicht mehr wundern. Nun ist es auch nicht so, dass die Unternehmensleitung faul wäre. Sie ist oft derart in das Tagesgeschäft involviert, dass sie gar keine Möglichkeit hat, sich hinreichend mit den Perspektiven des Unternehmens in der Zukunft zu beschäftigen. Schlimmer noch, durch eine, durchaus gut gemeinte und in vielen Seminaren postulierte unternehmensinterne Organisations- und Regelungswut, werden ganze Führungsetagen lahm gelegt.

 

Die Unternehmensführung verkommt zu einer Kaste der Selbstblockierten und Selbstbeschäftigten, in der das Leugnen der Realität zur alles beherrschenden Strategie wird. Es fehlt dabei nicht an der Einsicht oder dem Wissen um eine notwendige Modernisierung bzw. Reform der Unternehmensstrategie, sondern eher der Schwung zur Erneuerung, die Bereitschaft, Risiken einzugehen, eingefahrene Wege zu verlassen, Neues zu wagen, über den Tellerrand hinaus zu blicken und zu denken. Nur wenn es den Unternehmen gelingt, individuelle, erfolgreiche Strategien für ihren eigenen Erfolg in der Zukunft zu entwickeln, so wird sich damit auch die gesamtwirtschaftliche Lage in der Gesellschaft verbessern. Ein Abwarten auf eine Lösung der Probleme von außen ist, wie das Warten auf eine Eiszeit, wenn man vor Hitze in der Wüste schwitzt, müßig.

 

Definition der unternehmerischen Verantwortung

Denkt man über die unternehmerische Verantwortung nach, denkt man in erster Linie an die Verantwortung bezüglich der hergestellten Produkte oder Dienstleistungen, in Bezug auf Qualität, Sicherheit, Arbeitssicherheit, Umwelt (zum Beispiel Emission von Abwässern, Abgasen; Recycling Möglichkeiten; Produkt-Lebenszyklen etc.), Missbrauchsmöglichkeit und so weiter. Dieser unternehmerische Verantwortungsbereich ist jedoch hinreichend bekannt, durch zahllose Untersuchungen, Unterlagen und Studien belegt und weitestgehend durch Gesetze und Vorschriften geregelt.

Erst in zweiter Line denkt man an die Verantwortung des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeitern, dem unternehmerischen Umfeld, der Gemeinde bzw. der Gesellschaft im Allgemeinen. Dass das Unternehmen gegenüber seinen Angestellten eine gewisse Fürsorgepflicht hat, ist grundsätzlich sicher unumstritten. Nur wie weit geht diese Fürsorgepflicht oder besser, wie weit sollte sie gehen? Diese Frage ist sicher nicht für alle am Markt befindlichen und zukünftigen Unternehmen gleich lautend zu beantworten. Vielmehr ist es sinnvoll, diese Frage individuell an den Gegebenheiten, der Philosophie, der Vision und den Wünschen, bezogen auf das eigene Unternehmen, auszurichten und selbstkritisch zu beantworten.

Allgemein und besonders unter dem Einfluss der gesamtpolitischen und gesellschaftlichen Lage betrachtet, sind folgende Faktoren unseres Erachtens höchst aktuell, nennenswert und diskussionswürdig.

 

  • Das Wohlbefinden der Mitarbeiter
  • Ehrliches Interesse an der Familie, der privaten Situation
  • Wissen um eine evt. schwierige finanzielle Situation
  • Wissen um Gesundheit und eventuelle Leiden
  • Wissen um den Lebensstil
  • Bildung und Weiterbildung
  • Rente und Zukunftsversorgung
  • Zwischenmenschliches Verhalten der Mitarbeiter untereinander
  • und so weiter

 

Nur jene Führungspersonen, die ihre Mitarbeiter wirklich kennen; die um ihre privaten und beruflichen Probleme wissen und bereit sind, zu gegebener Zeit auch bei außerbetrieblichen Problemen zuzuhören, ohne dies auszunutzen und auch ggf. zu helfen, genießen das notwendige Vertrauen und haben den entsprechenden Zugang zu ihren Mitarbeitern, um sie in für das Unternehmen schwierigen Situationen zu Höchstleistungen zu motivieren.

 
Studien belegen, dass jene Mitarbeiter, welche sich in einem Unternehmen gut aufgehoben, gut verstanden, gut gefördert und gefordert fühlen, etwa um 25 Prozent geringere Fehlzeiten, haben als ihre unzufriedenen Kollegen. Dabei glauben etwa 53 Prozent der Führungskräfte, dass sie die Sorgen und Probleme ihrer Mitarbeiter kennen und darauf auch reagieren, was jedoch nur von etwa 30 Prozent der Mitarbeiter bestätigt wird.

 

Ergo – wer seiner unternehmerischen Verantwortung und Führsorgepflicht besonders gut gerecht, wird hat motiviertere, zufriedenere Mitarbeiter, die mehr Leistung und damit mehr Erfolg für das Unternehmen generieren und auch in schlechten Zeiten hinter dem Unternehmen und seinen Zielen stehen. Wirtschaftliche, soziale und ökonomische Verantwortung lassen sich also nicht trennen und gehören auf Grund ihrer wechselseitigen Wirkungen zusammen. Die Erfüllung ethischer und moralischer Postulate erfordert also ein langfristiges, strategisch orientiertes Denken und Handeln.

 

Dieser Zusammenhang lässt sich, das wissen auch wir aus leidlicher Eigenerfahrung, nicht auf alle Menschen, alle Arbeitnehmer übertragen. Sicher gibt es in vielen Unternehmen den einen oder anderen Mitarbeiter, bei dem auch jede noch so gut gemeinte Fürsorge fehl am Platz ist! Doch auch hier greift das strategische Marketing. Es ist dann nämlich im Einzelfall möglich, die Konsistenz des Mitarbeiterverhaltens zur Unternehmensphilosophie, zu den Leitlinien des Unternehmens selbstkritisch zu überprüfen, um sich gegebenenfalls, sofern keine Appelle und Belehrungen helfen, von diesem Mitarbeiter zu trennen. Dies sollte, das möchten wir hier ausdrücklich betonen, aber nur der letzte Schritt nach dem Scheitern aller möglichen Bemühungen sein. Die hier postulierte soziale und ethische Grundeinstellung sollte aber nicht, das ist ganz wichtig, als sozialer Schmusekurs verstanden werden. Ein sozialer, ethischer und moralischer Führungsstil ist nur so lange sinnvoll, wie es ein Geben und Nehmen zwischen Unternehmen und Mitarbeiter gibt; so lange der Unternehmenserfolg durch diesen Führungsstil gemehrt werden kann. Denn nur der Unternehmenserfolg, bezogen auf Gewinne, Leistungen, Bekanntheit und Kundenzufriedenheit, ist der entscheidende Faktor für die Existenzberechtigung des Unternehmens.